Zwei Biathlon-Legenden unter sich: Ole Einar Björndalen und Sven Fischer verbindet eine lange Freundschaft und die allen voran die Liebe zum Sport. Foto: Christian Heilwagen
Zwei Biathlon-Legenden unter sich: Ole Einar Björndalen und Sven Fischer verbindet eine lange Freundschaft und allen voran die Liebe zum Sport. Foto: Christian Heilwagen

Das Streben nach Perfektion

Ole Einar Björndalen (49) und Sven Fischer (51) zählen zweifelsfrei zu den größten Wintersportlern aller Zeiten. Früher waren sie Rivalen auf der Strecke, aktuell arbeiten sie als fachkundige TV-Experten für die BMW IBU Weltmeisterschaften Biathlon in Oberhof. Der Weg der einstigen Ausnahme-Skijäger weist einige Parallelen auf und scheint noch lange nicht zu Ende.

Oberhof - Es ist schon ein besonderer Moment, wenn zwei Biathlon-Legenden einträchtig nebeneinanderstehen und genauso fokussiert wie leidenschaftlich über ihren Sport philosophieren. Die Rede ist vom siebenfachen Weltmeister Sven Fischer und Ole Einar Björndalen, der in seiner Karriere ganz und gar 20 WM-Titel einheimsen konnte. Mit einer unnachahmlichen Akribie und Detailtreue analysieren die heutigen TV-Experten die Wettkämpfe am Grenzadler.

Auch die Rennen des WM-Dominators Johannes Thingnes Boe. „Kaum ein Athlet setzt den Skating-Schritt so eng wie er und kann dennoch weiter Druck auf den Ski und Dynamik nach vorn ausüben“, sagt Björndalen. „Er setzt seine Körperkonstitution und die ihm zu Verfügung stehenden Hebel und Winkel hervorragend ein. Selbst wenn wir gewollt hätten, Ole, den Stil hätten wir nicht adaptieren können“, ergänzt Fischer.

ANALYSE BIS INS KLEINSTE DETAIL

Über eine halbe Stunde sprechen sie über den norwegischen Überflieger, der laut Björndalen nur „Training riechen muss, um stark zu werden“. Sie analysieren dessen Sportphysiologie und motorische Komponenten, aber auch mentale Stärke - fundiert, professionell, zielsicher. Und dabei wird umso deutlicher, was beide verbindet: Die Passion Biathlon.

„Es ist bei uns tatsächlich das Streben nach Perfektion, aber auch das Wissen, dass man diese nie in Gänze erreichen kann“, sagt Fischer und ergänzt: „Als ich damals in den Weltcup gekommen bin, habe ich schnell festgestellt, dass ich meine Professionalität auf ein bestimmtes Level heben muss, um erfolgreich zu sein. Ich dachte, ich wäre schon sehr professionell. Doch dann kam Ole Einar.“

EIN GEMEINSAMER SIEG

Die ersten gemeinsamen Olympischen Spiele bestritten Björndalen und Fischer 1994 in Lillehammer. Es war der Startschuss für viele packende Duelle, an die sich nicht nur die einstigen Widersacher noch bis heute gerne erinnern. „Es freut mich einfach, dass ich Teil seiner riesigen Karriere sein konnte und dass ich ihn in einigen Rennen auch ärgern konnte. Einen gemeinsamen Sieg kann uns keiner nehmen: Dass wir nachhaltig Spaß an unserer Sportart haben“, so Fischer, der insbesondere den respektvollen Umgang – egal ob in der Stunde des Sieges oder der Niederlage – an der Freundschaft mit dem erfolgreichsten Biathleten aller Zeiten lobt.

Während den aktuellen Weltmeisterschaften in Oberhof sind die beiden Biathlon-Legenden allen voran als TV-Experten aktiv. Sven Fischer für das ZDF, Björndalen für den norwegischen Kanal TV2. Und auch wenn das Aufgabenpensum – wie zu aktiven Zeiten – durchaus sportlich ist, gibt es diese kleinen Momente, an denen zwei gute Freunde gemeinsam ihrer Passion nachgehen können – und dem Streben nach Perfektion. (rk)