Hexenkessel Oberhof: 23.500 Zuschauer verfolgen das Staffelrennen der Frauen, bei dem das deutsche Team zu Silber läuft. Fotos: Christian Heilwagen
Hexenkessel Oberhof: 23.500 Zuschauer verfolgen das Staffelrennen der Frauen, bei dem das deutsche Team zu Silber läuft. Fotos: Christian Heilwagen

DSV-Damen jubeln über Silber, Italienerinnen obenauf

Vor ausverkauftem Haus in der ARENA am Rennsteig in Oberhof waren nach den Männerstaffeln auch die Frauen bereit. 16 Staffeln kämpften am vorletzten WM-Tag um die Podestplätze. Für die deutsche Mannschaft gingen dabei Vanessa Voigt, Hanna Kebinger, Sophia Schneider und Denise Herrmann-Wick an den Start.

Oberhof - Lautstark wurde das Feld empfangen, als es zum ersten Schießen ging und die 23.500 Zuschauer die Luft anhielten. Die Bedingungen waren nun besser als noch am Vormittag, weshalb viele Nationen zunächst fehlerfrei blieben. Erst im Verlauf des Rennens wehte es ab und zu in den Schießstand, was zu einigen Nachladern und sogar Strafrunden führte.

Aus der Außenseiterrolle auf Platz 1

Schon früh brachten sich die Italienerinnen für den Sieg in Stellung. Beim ersten Wechsel übergab Samuela Comola zunächst noch auf Platz 4 an die Erfahrenste im italienischen Team – Dorothea Wierer. Diese lieferte zwei zügige Schießeinlagen und brachte ihr Team damit auf die erste Position, an dem sie sich bis zum Ende halten konnten. Vor allem die junge Athletin Hannah Auchentaller überraschte mit einer nervenstarken Leistung. Als Schlussläuferin konnte die aktuell stärkste Italienerin Lisa Vittozzi schließlich mit deutlichem Vorsprung von knapp 25 Sekunden die Goldmedaille nach Hause laufen. „Wir waren eigentlich nicht das favorisierte Team, aber letztendlich heute dann wohl doch“, lachte Vittozzi entspannt bei der Pressekonferenz.

Starke Teamleistung der DSV-Damen-Staffel

Auch die deutsche Mannschaft, die letztendlich mit sechs Nachladern auf den Silberrang lief, zeigte eine ordentliche Leistung. Startläuferin Vanessa Voigt blieb ohne Fehler bei beiden Schießeinlagen, konnte aber das Tempo auf der Strecke nicht ganz zu den zu dem Zeitpunkt noch führenden Schwedinnen halten, denen die Mannschaften aus Tschechien und Norwegen folgten. Vanessa Voigt, die vor heimischem Publikum laufen durfte, zeigte sich überglücklich mit ihrer heutigen Leistung: „Ich bin mega zufrieden mit dem Rennen. Gerade nach den letzten Tagen, die sehr, sehr hart für mich waren, bin ich zufrieden und habe meinen Kritikern gezeigt, dass ich für die Startposition die Richtige bin.“ Außerdem „gehen Biathlonfähigkeiten nicht von einem Tag auf den anderen weg“, zeigte sie sich kämpferisch.

Auf Rang fünf übergab Voigt an WM-Staffel-Debütantin Hanna Kebinger. Auch sie zeigte eine gute Leistung. Dass sie erst dieses Jahr im Weltcup debütierte, schien sie nicht aus dem Konzept zu bringen, wobei sie natürlich wahnsinnig aufgeregt gewesen sei, wie sie gestand. Während beim Stehendschießen die vorderen Nationen Frankreich, Norwegen und Schweden alle in die Strafrunde mussten, kam Kebinger ohne durch. „Ich habe gar nicht so realisiert, dass die schon zwei Strafrunden geschossen haben. Ich dachte, dass seien Nachlader. Meine zwei Schlagwörter im Kopf haben mir dann aber geholfen. Welche das sind, behalte ich aber für mich. Auch die Tipps meiner Trainer halfen mir sehr – ‚Das Schwarze fixieren und dann rein damit‘. Ich habe bis zum letzten Meter versucht, alles aus mir herauszuholen“, berichtete Kebinger von ihren Gedanken während des Rennens. Abgeklärt schien heute auch Sophia Schneider, auch sie war erstmalig bei einer WM am Start, wobei sie sich über ihre Fehlschüsse ärgerte. „Das waren meine Fehler, nicht der Wind“, gab sie zu. Denise Herrmann-Wick, die schon in der ersten WM-Woche Erfolge feiern konnte mit ihrer Gold- und Silbermedaille, schien gelöst. „Das ist eine Teammedaille, auf die wir das ganze Jahr über hinarbeiten. Wir motivieren uns gegenseitig. Es ist für mich beeindruckend, die Energie der Jungen in meinem Team zu sehen!“

Die Bronzemedaille gewann die schwedische Mannschaft um Linn Persson, Anna Magnusson, Elvira Oeberg und Hanna Oeberg. Vor allem Elvira Oeberg schien dabei eine Wackelkandidatin gewesen zu sein, nachdem sie noch mit einer Erkrankung aus den letzten Tagen kämpfte. „Es war eine harte Woche. Heute Morgen war ich noch nicht sicher, ob ich überhaupt starten kann“, sagte sie und strahlte überglücklich über diese für sie dann doch unerwartete Medaille. Ihre Schwester Hanna Oeberg ergänzte, dass es für die Schweden Rekord-Weltmeisterschaften seien, nachdem sie schon in den vorangegangenen Wettbewerben 7 Medaillen sichern konnten und auf Rang 3 des Medaillenspiegels rangierten.

Die favorisierten Staffeln aus Frankreich und Norwegen landeten am Ende nur auf Rang 4 und 6.