Oberhof - Schwedischer Doppelsieg im Einzel: Hanna Oeberg hat nach ihrer Silbermedaille im Sprint noch einen draufgepackt und sich über die 15-Kilometer-Distanz bei den BMW IBU Weltmeisterschaften in Oberhof den Sieg vor Landsfrau Linn Persson gesichert. Bronze holte von 13.500 Zuschauern Lisa Vittozzi aus Italien. Sprint-Weltmeisterin Denise Herrmann-Wick verpasste nach der Silbermedaille in der Verfolgung ihre dritte Medaille deutlich und belegte mit insgesamt vier Strafminuten, alle vier davon im Stehendanschlag, Platz 15. „Es ist mir heute nicht so leichtgefallen. Es ging ein kleines Lüftchen, da braucht man auch ein Quäntchen Glück“, sagte Herrmann-Wick nach dem Rennen. „Ich bin zwar heute mit dem Rennen nicht so zufrieden, aber das trübt die Saison jetzt nicht so sehr.“ Auf Siegerin Hanna Oeberg hatte die deutsche Olympiasiegerin einen Rückstand von 3:25.1 Minuten.
„Ich bin sehr glücklich und stolz. Ich habe meinen Fokus und mein Selbstvertrauen am Schießtand beibehalten“, sagte die siegreiche 27-Jährige zu ihrem Erfolg. „Das Wichtigste für mich war mein Comeback nach Weihnachten. Ich hatte wieder Freude an den Wettkämpfen und war dadurch auch wieder in der Lage so ein Rennen zu machen“, freute sich Oeberg.
Die ältere der schwedischen Star-Schwestern ist geradezu eine Expertin für die Königsdisziplin im Biathlon. Nach Olympia 2018 und dem WM-Titel 2019 in Oestersund ist es bereits die dritte Goldmedaille für Hanna Oeberg bei einem Großereignis im Einzel. Der Doppelsieg der Schwedinnen ist nach der krankheitsbedingten Absage ihrer Vorzeigeläuferin Elvira Oeberg auch ein bemerkenswertes Statement für die mannschaftliche Stärke des Teams aus dem Norden und eine Kampfansage für die bevorstehenden (Staffel)-Rennen.
Zwischenzeitlich roch es aber zunächst nach einer Goldmedaille für ihre fehlerfreie Teamkollegin Persson. Deren Vorsprung von 14 Sekunden auf Oeberg nach dem letzten Schießen schmolz auf der Schlussrunde aber schnell dahin. „Es war ein Kampf draußen auf der Strecke“, sagte Oeberg. Wie viele Favoritinnen hatte sie gleich beim ersten Schießen eine Strafminute kassiert, holte aber durch eine starke Laufleistung gegenüber Persson deutlich auf. 700 Meter vor dem Ziel lag die zweimalige Olympiasiegerin dann im virtuellen Zeitvergleich erstmals in Front und hatte im Ziel einen Vorsprung von 10,3 Sekunden auf ihre Landsfrau. „Ich habe das perfekte Rennen abgeliefert und konnte nichts besser machen. Es ist gut zu sehen, wie ich immer kleine Schritte mache und dass ich das hier bei dieser WM so zeigen kann“, freute sich Persson dennoch sehr über ihre Silbermedaille.
18 Sekunden hinter ihr reihte sich die Italienerin Lisa Vittozzi ein, die dreimal in Serie Null Fehler schoss, dann aber beim vierten Schießen die letzte Scheibe stehen ließ und damit die mögliche Goldmedaille vergab. Fassungslos blickte sie in den erneut tiefblauen Oberhofer Himmel. Nach dem Rennen war der Ärger über den verpatzten letzten Schuss aber verflogen: „Ich habe heute an mich geglaubt und bin echt stolz, dass ich das heute so abliefern konnte“, so die Bronzemedaillengewinnerin.
SOPHIA SCHNEIDER ÜBERZEUGT IN DER SPUR
Beste deutsche Starterin war die Entdeckung dieser WM, Sophia Schneider, die bereits als Siebte im Sprint und Fünfte in der Verfolgung starke Ergebnisse ablieferte. Doch wie alle DSV-Athletinnen ließ die 25-Jährige zu viele Scheiben an diesem Tag stehen. Bei jeder der vier Schießen kassierte Schneider je eine Strafminute, dafür zeigte die Bayerin als Viertschnellste auf der Strecke, dass sie in der Weltspitze im läuferischen Bereich angekommen ist. In der Endabrechnung wurde sie 13. „Ich mag die Strecken sehr, die kommen guten Langläuferinnen entgegen“, sagte der Newcomer. Ihre gute Laufform führte sie vor allem auf ihr intensives Training vor der WM zurück. „Es ist eine lange Saison, da gilt es immer mal einen guten Trainingsblock einzuschieben, um die Form zu konservieren.“
Am Schießstand am besten zurecht kam aus deutscher Sicht Vanessa Voigt. „Die Kurve geht nach oben, aber das Loch war tief genug. Ich habe die Schaufel in die Hand genommen und gebuddelt. Ich bin noch nicht ganz raus, aber es ist heute ein Lichtblick“, so die Thüringerin, für die die Heim-WM bisher enttäuschend verlief. Platz 19 im Einzel ist für sie ein großer Schritt nach vorn.
Ein kleines sportliche Drama spielte sich indes bei Anna Weidel ab, die bei ihrem ersten Rennen in Oberhof große Probleme mit ihrer Waffe hatte und immer wieder ihren Diopter auspustete. Sie kassierte insgesamt acht Strafminuten und wurde 87 von 90 Startern. Hanna Kebinger belegte mit vier Strafminuten Platz 30, Janina Hettich-Walz mit bekam mit einem 5 Extraminuten auf Rang 42. Wie gut der Teamgeist im deutschen Team ist, belegte das Statement von Herrmann-Wick, die im Ziel sichtlich mit Teamkollegin Anna Weidel mitlitt. „Da ist man absolut hilflos. Der Tag ist natürlich für sie gelaufen. Sie kriegt dann eine dicke Umarmung im Ziel“, so die deutsche Ausnahmeläuferin. (ce)